Ich hab mir meine letzten Einträge nochmal angesehen. Und ich merke, dass sich etwas verändert. Vielleicht nicht direkt in mir, aber in der Art, wie ich über all das schreibe.
Ich dachte immer, dass ich alles im Griff hatte. Dass ich genau wusste, was ich tat und warum ich es tat. Aber jetzt, wo ich diese ganzen Gedanken in Worte fasse, sehe ich, dass ich in einem Strudel war. Einem, den ich nicht einmal bemerkt hatte.
Hacken hat mich beflügelt. Ich will das nicht schönreden. Es hat mich fühlen lassen, als könnte ich alles durchschauen, als gäbe es keine Türen, die ich nicht öffnen konnte, keine Geheimnisse, die ich nicht aufdecken konnte. Und mit jeder neuen Grenze, die ich überschritten habe, kam dieses Gefühl der Unbesiegbarkeit.
Vielleicht wurde ich sogar arrogant.
Nicht nach außen, nicht auf die offensichtliche Art. Ich habe mich nie gebrüstet, nie angegeben. Aber in meinem Kopf? Da war dieser Gedanke: Sie werden mich nie erwischen. Niemand wird je wissen, dass ich da war.
Und genau das war einer der Gründe, warum ich so weit gekommen bin.
Undercover.
Es gibt zwei Arten von Hackern: Die, die auffallen, und die, die nicht existieren.
Ich habe immer zur zweiten Gruppe gehört.
Ein guter Hack hinterlässt keine Spuren. Keine offensichtlichen zumindest. Kein lautes Hereinbrechen, kein „Hier bin ich!“, kein Ego, das es nicht lassen kann, sich irgendwo zu verewigen. Das war nie mein Stil.
Undercover zu bleiben, das war mein Schutzschild. Und das bedeutete mehr als nur ein VPN oder eine verschlüsselte Verbindung. Es bedeutete, ein Geist zu sein. Jemand, den niemand verdächtigt, jemand, dessen Name nie in den Raum geworfen wird.
Das ist der Trick: Sei so unauffällig, dass niemand überhaupt auf die Idee kommt, dass du existierst.
Ich habe gelernt, mich aus Datenbanken wieder zu löschen, Spuren umzuleiten, andere Fährten zu legen. Ich wusste, wie lange ein System Log-Daten speichert, wo es seine Schwachstellen hat, und vor allem: wie man nicht der Erste ist, der auffällt.
Wenn jemand anders verdächtig ist, bist du sicher.
Und wenn niemand verdächtig ist, bist du nicht einmal ein Gedanke wert.
Ich habe immer geglaubt, dass ich unantastbar war. Dass ich in diesem Spiel der Beobachter war, nicht der Gejagte.
Und weißt du, was das Problem ist, wenn man das zu oft denkt?
Man glaubt es irgendwann wirklich.
Bis es zu spät ist.
– Tara