Beweise für Kontrolle

Hacken war für mich nie nur ein Spiel. Es war ein Beweis. Ein Beweis für das, was ich konnte.

Am Anfang war es noch harmlos. Die Datei auf dem Lehrerrechner? Ein Test. Ich wollte sehen, ob es geht. Ob ich klüger war als die Systeme, die Menschen für „sicher“ hielten. Und das war ich. Danach kam das Schulchaos – ein nächster Schritt. Mehr Reichweite, mehr Kontrolle, mehr zu verlieren. Und trotzdem: Ich wurde nicht erwischt.

Also, was kam danach?

Irgendwann wurde es … größer.

Ich fing an, nicht nur nach Systemen, sondern nach Informationen zu suchen. Dinge, die nicht jeder sehen sollte. Dinge, die verborgen waren, weil sie es sein mussten. Und genau dort wurde es interessant.

Firmen, die sich für unantastbar hielten. Die mit Vorschriften spielten, sie bogen, sie brachen. Die dachten, dass ihre schmutzigen Geheimnisse sicher seien, solange sie die richtigen Leute bezahlten.

Ich fand sie.

Und wie?

Reconnaissance.

Ich wurde besser. Viel besser. Ich hörte auf, einfach nur herumzuprobieren. Ich wurde methodischer. Strukturiert. Ich lernte, wie man sich durch Firmenverzeichnisse wühlt, wie man Schwachstellen findet, die nicht offensichtlich sind. Ich fing an, Open-Source-Intelligence (OSINT) zu nutzen – öffentlich zugängliche Informationen, die in den richtigen Händen gefährlicher waren als jeder Code.

Ich wusste, wo ich suchen musste. Ich wusste, welche Namen in welchen Dokumenten auftauchten, welche E-Mail-Adressen in welchen Datenlecks steckten. Ich wusste, dass viele Menschen dachten, ein einfaches „Passwort123“ wäre eine ausreichende Schutzmaßnahme.

Und ich wusste, dass sie falsch lagen.

Mit der Zeit wurde es fast zu leicht. Eine falsch konfigurierte Cloud? Zugangsdaten in einem öffentlichen Repository? Ein nicht gepatchter Server? Man musste nicht mal ein Genie sein, um das zu sehen. Man musste nur bereit sein, sich die Mühe zu machen.

Und ich machte mir die Mühe.

Ich wusste, dass ich gefährliches Wissen hatte. Dass ich in Bereiche vordrang, in die ich eigentlich nicht gehörte. Aber gleichzeitig fühlte es sich an, als würde ich etwas richtig machen. Etwas … Gerechtigkeit.

Firmen, die Umweltauflagen missachteten. Die ihre Mitarbeiter ausbeuteten. Die ihre Kunden betrogen.

Ich fand ihre Fehler. Und ich machte sie sichtbar.

Für mich war das kein Verbrechen. Es war ein Beweis. Ein Beweis dafür, dass niemand unantastbar war. Dass kein System unknackbar war. Und dass, wenn ich es konnte – jemand anderes es auch konnte.

Aber jetzt frage ich mich: War das wirklich meine einzige Motivation?

Oder wollte ich einfach nur wissen, wie weit ich gehen konnte?

– Tara

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert